Der Schulbeginn steht unmittelbar bevor. In wenigen Tagen versammeln sich morgentlich wieder viele Eltern auch vor unseren Volksschulen im Wohnpark Alt-Erlaa, und das nicht lautlos. Ungewollt wird man wieder Zeuge einer heute weiter verbreiteten und auch weiter entwickelten Umgangssprache. Klar, lebende Sprachen zeichnen sich durch einen steten Wandel und eine Weiterentwicklung aus.
Auffällig, und das nicht nur im Wohnpark, ist, dass heute weitgehend nur mehr von Kids und nicht mehr von Kindern gesprochen wird. Klingt gebildeter, man/frau gibt vor auch des Englischen mächtig zu sein, scheinbar. Weitgehend unbekannt scheint zu sein, dass es sich dabei um einen Slang-Ausdruck handelt – schon wieder ein englisches Wort. Also Slang bedeutet niedere Umgangssprache, Sondersprache besonderer Kreise, als Adjektiv derb oder unfein.
Ich habe Zweifel, dass das so beabsichtigt ist. Die Sprache wird also nicht nur zur Verständigung, sondern auch zum Vorgeben falscher Tatsachen wie „ich kann auch Englisch“, verwendet. Militärs würden von Täuschen und Tarnen sprechen.
Es soll hier aber nicht der Eindruck erweckt werden, dass nicht Ausdrücke, neue Worte, auch aus anderen Sprachen übernommen werden dürfen. Die wissenschaftliche Entwicklung schreitet in verschiedenen Bereichen und unterschiedlichen Ländern unterschiedlich rasch voran, man denke gegenwärtig nur an die Informatik. Wenig überraschend, dass das auch sprachliche Auswirkungen hat. Es erleichtert schließlich auch die Verständigung. Übersehen soll auch nicht werden, dass die Entwicklung der Sprachen auch bestehende Herrschaftsstrukturen reflektiert, sowohl im nationalen als auch im internationalen Rahmen – doch das ist ein eigenes Kapitel.
Die Übernahme von Ausdrücken geht aber in beide Richtungen. Doch kehren wir zu den Kindern zurück und zu einer umgekehrten sprachlichen Wanderung. Im Englischen wird heute noch für das Wort Kindergarten der uns wohlvertraute Ausdruck „kindergarten“ verwendet, wohl klein geschrieben und aber unverändert mit „t“ statt „d“ wie im „garden“. Dass ging sogar so weit, dass in ehemals britische dominierten Ländern wie Ägypten ich noch vor Jahren in Luxor ein Schild mit „kindergarten“ und zusätzlich in arabischer Transkription, also buchstabengetreuer Umschrift, entdeckte. Und Kindergärtner:in heißt heute noch im Englischen „kindergarten teacher“.
Ich wünsche allen unseren Kindern ein erlebnis- und erfolgreiches Schuljahr. Möge die Freude und Neugier der ersten Schultage eine Leben lang anhalten, für das unbeschreiblich erfüllende Abenteuer eines lebenslangen Lernens!
[Vorabdruck aus der
WAZ – Wohnpark Alterlaa Zeitung
Ausgabe August/September 2022]
Kategorien:Österreich, Bildung, WAZ, Wien, Wohnpark Alt-Erlaa
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