Seriosität scheint in Vorwahlzeiten in weiten Bereichen der österreichischen Medienlandschaft verloren gegangen zu sein. Im Mittelpunkt stehen Umfrageergebnisse und Prognosen und nicht Wahlprogramme. Lösungsvorschläge zu bestehenden oder voraussehbaren Problemen werden kaum beachtet. Viel wichtiger scheint zu sein, wie sich SpitzenkandidatInnen und mehr oder weniger prominente QuereinsteigerInnen verhalten.
Die MedienberaterInnen der einzelnen Parteien reagieren entsprechend darauf. Programme, soweit überhaupt vorhanden, werden kaum thematisiert. Wenn, dann höchstens die Überschriften als Schlagworte. Interessant ist auch, wie manche Programme heute erstellt werden. Auf die Frage, wann mit einem Wahlprogramm der ÖVP zu rechnen sei, antwortete Wissenschaftsminister Dr. Mahrer im Frühjahr, man werde zuerst österreichweit die Wünsche der Menschen erkunden und dann ein Programm erstellen. Diese intellektuelle Bankrotterklärung wurde als der neue demokratische Stil vorgestellt. Bestandsaufnahme, Analyse, Problemdefinition und anschließende Erarbeitung von Lösungen sind altmodisch? Politik als Wunschkonzert ist der neue Stil?
Andere wahlwerbende Bewegungen sind stolz darauf, kein Programm zu haben. Sie wissen selbst nicht, wofür sie stehen. „Wir haben kein Programm, die KandidatInnen sind unser Programm“ oder „Fragen sie mich nicht, wir müssen zuerst die BürgerInnen befragen“ sind die mehrfach geäußerten Erklärungen. Man kann gespannt sein, wie viel Zustimmung diese Gruppierungen am 15. Oktober erhalten werden.
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Kategorien:Österreich, Politik, WAZ
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