Freizeit oder Arbeitslosigkeit?

Die Arbeitslosigkeit ist ohne Zweifel das zentrale Problem der Gegenwart, nicht nur in Österreich, sondern in nahezu allen Industriestaaten. Die anlaufende Digitalisierung betrieblicher Prozesse wird dabei weitgehend als zusätzliches Problem verstanden. Herkömmliche Lösungen reichen offensichtlich nicht mehr. Und trotzdem bekommt eine zunehmend frustriertere Öffentlichkeit von vielen Politikern mit großer Regelmäßigkeit sehr oft nur zu hören, was sie alles nicht unternehmen, „wofür sie ganz sicher nicht zur Verfügung stehen“ werden.

Ermutigend ist andererseits, dass sowohl im Wissenschaftsbereich, als auch in Kreisen fortschrittlicher Unternehmerinnen, öffentlicher Verwaltungen und Arbeitnehmervertreterinnen eine offene Diskussion bereits seit geraumer Zeit geführt wird. Und das nicht nur hinter verschlossener Tür. Im Oktober 2016 konnte das im Rahmen der von der MA23 (Wirtschaft, Arbeit, Statistik) veranstalteten „Zukunft der Arbeit“-Konferenz registriert werden und am 24. Jänner dieses Jahres beschäftigte sich Jörg Flecker, Professor für Soziologie an der Universität Wien, im Renner-Institut mit dem Wandel der Beschäftigungssysteme, der Digitalisierung der Arbeit und Veränderungen im öffentlichen Dienst in europäischen Wohlfahrtstaaten.

Muss die Digitalisierung unbedingt eine weitere Vergrößerung des Arbeitslosenheeres mit sich bringen? Oder ermöglichen intelligente Maschinen mehr Freizeit und Wohlstand für alle? Dazu sind politische Entscheidungen notwendig. Eine „weiter so“, wie es nun schon zu lange praktiziert wird, führt unweigerlich zu einer weiteren Vertiefung der Spaltung der Gesellschaft. Dazu stellte Jörg Flecker fest: „Das zeigt, dass Digitalisierung nicht nur eine technische Frage ist, sondern auch eine von Gestaltung und Verteilung. Wer eignet sich die Produktivitätsgewinne in welcher Form an? Dabei geht es zum einen um Einkommen, also um Löhne und Gehälter bzw. Gewinne, und zum anderen um Zeit, etwa um kürzere Arbeitszeit, um mehr Zeitwohlstand. In der Vergangenheit wurde die Verteilungsfrage so gelöst, dass die Einkommen der Arbeitenden stiegen und deren Konsum erlaubte eine Ausweitung der Produktion. Doch diese Lösung ist jetzt durch eine wachsende Ungleichheit nicht mehr gegeben, außerdem müssen wir die Endlichkeit der Ressourcen und ökologische Grenzen mitdenken.“

Die Frage ist also, wer bestimmt, was die Roboter bringen. Abwarten, nichts zu unternehmen oder rückwärts gewandte Lösungen, wie sie geraden wieder einmal in den U.S.A. angedacht werden, führen unweigerlich in den Abgrund.

Ein ausführlicheres Interview Jörg Fleckers findet man im Internet unter: https://kontrast-blog.at/freizeit-oder-arbeitslosigkeit-wer-bestimmt-was-die-roboter-bringen-interview-mit-joerg-flecker/

Vorabdruck aus der WAZ – Wohnpark Alterlaa Zeitung, Ausgabe Jänner/Februar 2017



Kategorien:Österreich, Politik, WAZ

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