Das zugegeben vollkommen unangebrachte Auftreten einiger, vorwiegend männlicher, Politiker aus Tirol sollte uns nicht zu dämlich modifizierten Witzen über die Bewohner*innen dieses Bundeslandes verleiten. Biertisch-Möchtegern-Napoleons haben wir in allen Bundesländern, Wien nicht ausgenommen. Man denke nur an den aus Wien stammenden Innenminister, der ausgerechnet in der Nacht nach dem jährlichen Holocaustgedenktag in Österreich geborene Kinder abschieben lässt.
Auf wissenschaftlicher Basis erarbeitete Lösungsansätze zur Überwindung der gegenwärtigen Krise, sollten im Mittelpunkt unserer Anstrengungen stehen. Wir haben keine Zeit zu vergeuden. Ein halbes Jahr nachdem der VGH zahlreiche Regierungs-Erlässe als verfassungswidrig aufgehoben hatte, schon darauf zu kommen, dass man diese besser von Verfassungsjurist*innen erstellen lassen sollte und nicht den PR-Leuten zum Redigieren überlässt, zeigt nicht gerade von großer oberösterreichischer sozialpolitischer Professionalität und Zielstrebigkeit.
Zurück zu Tirol: In bedeutenden Betrieben und Forschungseinrichtungen werden Leistungen erbracht, die in Ostösterreich weniger bekannt sind. Man denke z.B. nur an die metallurgischen Planseewerke in Reutte. Von den ca. 1000 dort Beschäftigten sind allein 150(!) Materialwissenschaftler*innen mit der Entwicklung neuer Werkstofflösungen befasst. Oder an die medizintechnischen Entwicklungen in Kundl im Tiroler Unterland, oder an die Leistungen erbracht an der Medizinuniversität oder an der Technischen Fakultät der Universität Innsbruck, oder an die Geoinformatik-Leistungen in Innsbruck. Andererseits, jeder Facharbeiter kennt die Qualitätswerkzeuge vom KSHB Stubai ebenso wie jeder sicherheitsbewusste Bergsteiger oder Kletterer die hervorragende Qualität der Ausrüstung derselben Marke zu schätzen weiß.
Tirol aufs Schi fahren oder einige wenige Seilbahnkönige oder golfende Hoteliers zu reduzieren ist also kurzsichtig. Wobei spätestens seit Marcel Hirscher und Anna Veit bekannt sein sollte, dass man Schi fahren auch im Salzburger Tennengau ganz passabel beherrscht. À propos Marcel Hirscher, wir hatten ja unheimliches Glück, dass er sich als Doppelstaatsbürger nicht für die Niederlande, dem Heimatland seiner Mutter, entschied. Die oberösterreichische Integrationsministerin sollte, wenn von einer Doppelstaatsbürgerschaft die Rede ist, auch einmal darüber nachdenken.
Tirols Beitrag zur jüngeren Geschichte Österreichs darf auch nicht übersehen werden. Der Innsbrucker Dr. Karl Gruber, seit 1941 bereits im Widerstand gegen Nazideutschland, leistete im Sommer 1945 einen heute leider oft vergessenen Beitrag, damit Nachkriegsösterreich nicht wie Deutschland gespalten wurde. Dr. Ludwig Steiner, ebenfalls Innsbrucker und seit 1943 im Widerstand in der Gruppe O5, war an der Befreiung Innsbrucks noch vor dem Eintreffen der amerikanischen Armee ebenfalls beteiligt und wirkte später als Botschafter für Österreich.
Persönlich habe ich als Wettertechniker auf Österreichs zweit-höchst gelegener Wetterstation in den Hohen Tauern unzählige Tiroler, vornehmlich Bergführer, kennengelernt, überwiegend ganz wunderbare Menschen.
Also lassen wir die dummen Sprüche.
Kategorien:Österreich, Gesundheit, Politik
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