„Wissen ist Macht“ ist eine Erkenntnis des englischen Philosophen Francis Bacon (1561-1626), der in seinen Werken einen Grundstein der Philosophie im Zeitalter der Aufklärung legte. Heute, 400 Jahre später, scheint sich diese Erkenntnis allerdings nicht bis in höchste Regierungskreise herumgesprochen zu haben. Man versammelt zwar hochqualifizierte Wissenschafter als Berater, versteht aber offensichtlich deren Aussagen nicht. Heute entscheiden anstelle von gebildeten erleuchtete Politiker. Diese lassen uns dann auch noch wissen, dass sie zwischen echten und falschen Experten zu unterscheiden vermögen.
Konkret, wenn Wissenschafter verschiedener Fachrichtungen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, bedeutet das nicht unbedingt, dass bis auf ein Ergebnis alle anderen falsch sein müssen. Es sind Probleme oft von verschiedenen Gesichtspunkten aus zu betrachten, und das führt oft auch zu unterschiedlichen Ergebnissen. Diese gilt es zu bewerten und abzustimmen. Generalisten, die eine Vielzahl von unterschiedlichen Fähigkeiten mit sich bringen und nicht ausschließlich Spezialisten auf einem Gebiet sind, sind daher als Berater der Führungsebene unentbehrlich. Auf dem medizinischen Gebiet sind das Public-Health-Fachleute. Public Health oder Öffentliche Gesundheitspflege ist das anwendungsorientierte Fachgebiet, welches sich mit der öffentlichen Gesundheit, insbesondere mit der Vorbeugung von Krankheiten, Förderung der Gesundheit und Verlängerung des Lebens beschäftigt. In den Anfängen ging es um die Eindämmung von Infektionskrankheiten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus ein umfassendes Verständnis über die Verbreitung und Verhinderung von Krankheiten in der Bevölkerung.
Eine Kernkompetenz von Public Health ist die Interdisziplinarität, bei der die Methoden der unterschiedlichsten Fachdisziplinen Anwendung finden. Diese umfassen beispielsweise Epidemiologie, Sozialmedizin, Gesundheitsförderung und Prävention, Versorgungsforschung, Gesundheitsberichterstattung, Gesundheitsökonomie, Gesundheitspolitik und Ethik. Alle Teilgebiete haben das Ziel, die Gesundheit der Bevölkerung zu erhalten, zu verbessern und zu stärken.
Erschreckenderweise mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass ausgerechnet der Public-Health-Fachmann als erster das Beratergremium der Bundesregierung fluchtartig verlassen hatte. Seither trifft die Bundesregierung nur mehr allumfassend richtige Entscheidungen, mit marginalen(?) Begleiterscheinungen: heute, am 30. April, dem Tag der Arbeitslosen, haben wir in Österreich 570.000 Arbeitslose, eine seit den 1930er-Jahre nicht mehr erreichte Anzahl.
Kategorien:Österreich, Gesundheit, Politik, WAZ
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