Naheliegend, dass nach dem spektakulären Brand in der Pariser Notre Dame und der anschließend bekannt gewordenen Absenz einer adäquaten Brandmeldeanlage man sich auch wieder einmal Gedanken über die Sicherheit im eigenen Wohnbereich macht. Gerade in einem Wohnhochhaus wie dem Wohnpark Alt-Erlaa sind da besondere Vorkehrungen angebracht.
Im Wohnpark Alt-Erlaa wurde in den Jahren 1998 bis 2000 auf Wunsch der BewohnerInnen zusätzlich zu den in den Gängen und Garagen vorhandenen Feuerlöschern und den Druckknopfmeldern eine automatische Brandmeldeanlage errichtet. Überwacht werden alle öffentlich zugänglichen Bereiche wie Garagen, Wohnungsgänge, Lifthallen, Parteienkeller, Hallenbäder, Saunen sowie diverse Clubräume. Automatische Brandmeldeanlage heißt, dass bei Ausbruch eines Brandes oder beim Auftreten von Rauch in den überwachten Bereichen eine automatische Alarmierung der Feuerwehr erfolgt. Parallel dazu wird der Alarm auch zur Hausbetreuung geleitet, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten helfend eingreifen wird. Zusätzlich gibt es Druckknopfmelder, die ein händisches Alarmieren der Feuerwehr ermöglichen.
Die Installation der Anlagen allein würde aber nicht reichen, umfangreiche Überprüfungen, Wartungen und Schulungen sind regelmäßig durchzuführen. Natürlich sollen auch die BewohnerInnen – in ihrem ureigensten Interesse – ihren Beitrag zur Sicherheit leisten. Der gigantische Umfang der Installationen soll in der Folge dargestellt werden.
Rauchmelder, Feuerlöscher …
Insgesamt sind im Wohnpark fast 12.000 Rauchmelder und 2000 Druckknopfmelder installiert. Zusätzlich sind noch 600 Feuerlöscher im Wohnbereich, 300 in den Garagen und annähernd 100 in den Technikräumen vorhanden.

2019 © Wilhelm L. Anděl
Die Druckknopfmelder können auch bei Wohnungsbränden benützt werden. Dies hat zum Unterschied von einer telefonischen Meldung bei er Notrufnummer 122 den Vorteil, dass automatisch der genaue Ort gemeldet wird.
Alle Feuerlöscher werden vierteljährlich durch speziell von der Herstellerfirma geschulte Hausbetreuer überprüft und gewartet. Alle 2 Jahr erfolgt die Überprüfung gemeinsam mit Mitarbeitern des Herstellers.
Monatliche Übungen, Zuständigkeiten …
Für den Wohnpark ist die Hauptfeuerwache Liesing der Berufsfeuerwehr der Stadt Wien zuständig. Im Bedarfsfall und abhängig von der Größe des Brandes oder auch dem gleichzeitigen Einsatz in einem anderen Brandfall, kommen auch Feuerwehren aus benachbarten Brandschutzsektionen – Wien ist in 11 Sektionen eingeteilt – zum Einsatz. Monatlich werden von den Feuerwehren im Wohnpark gemeinsam mit der Hausbetreuung Übungen durchgeführt. Ein reibungsloser Einsatz im Ernstfall wird so sichergestellt.
Aufgaben der Hausbetreuung der AEAG

2019 © Wilhelm L. Anděl
In der Hausbetreuungszentrale werden im Brandfall eine Serie von Aktionen gesetzt.
- Die Türen des betreffenden Turmes (z.B. A 1/2) werden stromlos geschaltet. Damit ist ein ungehinderter Zugang für die Feuerwehr sichergestellt.
- Die Trockensteigleitungen werden innerhalb einer Minute mit Wasser gefüllt. Früher wurde dazu Wasser aus den Dachbädern verwendet, sie funktionierten sozusagen als Löschteiche. Auf Grund von geänderten Sicherheitsbestimmungen wird jetzt Leitungswasser verwendet. Das ist notwendig, weil der normale Wasserdruck für eine Versorgung nur bis in das 11. oder 12. Stockwerk reicht – das entspricht der Höhe des zuständigen städtischen Wasserreservoirs (siehe Physikunterricht: Kommunizierende Gefäße). Im Normalfall erfolgt die Wasserversorgung in den höheren Stockwerken durch den Einsatz von Drucksteigerungspumpen in jedem einzelnen Turm.
- Alle Aufzüge des betreffenden Turms halten automatisch im nächsten Stockwerk und fahren anschließend auf die Ebene 01. Für die Feuerwehr steht anschließend ein Aufzug zur Verfügung, der mit einem speziellen Schlüssel aktiviert wird.
- Die Rauchschutzklappen schließen sich automatisch. Um diesen Schutz nicht zu konterkarieren ist es deshalb auch wichtig, dass Rauch- und Brandschutztüren niemals offengehalten und blockiert werden!
Alarm
Mit der Meldung an die Feuerwehr sowie die Hausbetreuung, wird gleichzeitig auch eine Alarmsirene automatisch eingeschaltet. Diese wird von der Feuerwehr erst zum Zeitpunkt „Brand aus!“ ausgeschaltet!
Vorbeugen ist besser
Zum richtigen, das heißt sicheren Verhalten der BewohnerInnen, wird auf das Handbuch für Mieterinnen und Mieter des Wohnparks Alt-Erlaa verwiesen. Ab Seite 22 ist detailliert alles Wissenswerte dargestellt.
Dabei sollte man auch die vorbeugenden Maßnahmen beachten! Ebenso sind regelmäßige Erinnerungen der Hausverwaltung betreffend das Freihalten von Gängen und Stiegen von Lagerungen der unterschiedlichsten Art (Kinderwagen, Einkaufswagen, Fahrräder etc.) keinesfalls eine Schikane: die Orientierung für einen Feuerwehrmann in einem verrauchten Gang ist schwer genug. Zusätzliche Hürden sind absolut unnötig!
Falls das Handbuch nicht mehr auffindbar ist, im Internet auf der Homepage der AEAG ist es unter www.alt-erlaa.at zu finden. Ebenso wie die Hausbetreuer und Feuerwehrleute regelmäßig üben, ist es auch für BewohnerInnen nicht schädlich, ab und zu einmal einen Blick in das Handbuch zu werfen. Und sei es nur zum Selbstschutz.
Kaufpark
Im Kaufpark ist anstelle der Rauchmelder eine Sprinkleranlage installiert. Diese wird ebenfalls monatlich durch Installateure aus der Hausbetreuung überprüft.
Sicherheit
Den letzten Brand mit fatalem Personenschaden gab es vor bald 25 Jahren, und das auch nur auf Grund einer Verkettung von unglücklichen Umständen und leider auch einigem menschlichen Fehlverhalten. In der Folge wurde die Idee einer automatischen Brandmeldeanlage im Mieterbeirat des Wohnparks entwickelt. Es gab zu diesem Zeitpunkt keine derartige Anlage in einem Wohnhochhaus in Österreich. In Zusammenarbeit mit der Wiener Berufsfeuerwehr wurde das System konzipiert, der Wiener Branddirektor persönlich war an der Überprüfung beteiligt. Es gibt also keinen Grund für Angst vor einem Brandereignis im Wohnpark.
Zu den Kosten sei noch eine Anmerkung angebracht. Die gesamte automatische Brandmeldeanlage wurde ohne zusätzliche Belastungen für die MieterInnen errichtet! Immerhin handelte es sich um einen Betrag in der Größenordnung von 30 Millionen Schilling, der durch die akkumulierten Instandhaltungs- und Verbesserungsbeiträge gedeckt war.
Vorabdruck aus der WAZ – Wohnpark Alterlaa Zeitung, Ausgabe 05/2019
Kategorien:WAZ, Wohnpark Alt-Erlaa
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