Konsumtrottel?

Das Fragezeichen in der Überschrift stammt von mir, den Rest habe ich von Sepp Eisenriegler geborgt. Schon lange ärgere ich mich über die Präpotenz, mit der große Konzerne mir tagtäglich Produkte, die sehr oft nur begrenzt funktionsfähig sind und die ich eigentlich gar nicht benötige, aufzuschwatzen sich bemühen. Nun hat Eisenriegler in seinem neuen Buch KONSUMTROTTEL vieles von dem zusammengefasst, was schon lange zu schreiben war. Und Eisenriegler weiß, wovon er spricht. Schließlich repariert er mit seinem Team seit mehr als 20 Jahren Geräte, die unser System ausgemustert hätte. Dabei deckt er die Tricks der Hersteller auf und zeigt, wie wir intelligent kaufen, richtig mit den Sachen umgehen, angeblich unreparierbare „kaputte“ Geräte mit einfachen Handgriffen selbst reparieren können, und wie wir dabei Geld sparen und die Umwelt schonen können.

Warum also dann ein Fragezeichen? Als unverbesserlicher Optimist will ich mir nicht vorstellen, dass alle Menschen sich die permanente Gehirnwäsche immer und ewig wie ein Naturgesetz gefallen lassen werden. Eisenriegler: „Wir sind nicht von Natur aus Konsumtrottel, sondern die Konzerne machen uns dazu, und wahrscheinlich können sie es selbst nicht fassen, dass wir auf ihre simplen Tricks ständig hereinfallen.“ Daher ist es notwendig, Wege zu finden, wie wir dagegen resistent gemacht werden können. Keine leichte Aufgabe! Ein beträchtlicher Anteil der zirka 5.000(!) Werbebotschaften, denen wir tagtäglich ausgesetzt sind, sind Lügen: Marketinglügen, ohne die der Kapitalismus offensichtlich nicht mehr funktionieren würde, weil ohne sie in gesättigten Märkten die Nachfrage zum Erliegen käme!

Dabei wird das schon lange praktiziert. Vor mehr als 30 Jahren warb eine große schwedische Autofirma mit der Botschaft, dass ihre Produkte mehr als 16 Jahre hielten, was, im Durchschnitt, auch stimmte! Und doch bekam ich jedes Jahr als Rechenzentrumsleiter des Importeurs den Auftrag, die Adressen aller Kunden, deren Auto bereits 2 Jahre alt sei, zu liefern: Schließlich musste sie ja aufgeklärt werden, warum sie einen neuen PKW bräuchten. Mit den eingetauschten Gebrauchtwagen wurde nochmals ein gutes Geschäft gemacht. Schließlich handelte es sich ja um Autos, die 16 Jahre hielten. Dreist? Ja, aber kein Einzelfall.

Heute werden Geräte produziert die kaum reparierbar sind. Im letzten Jahr sind zum Beispiel fast alle Smartphones mit austauschbarem Akku (Kostenpunkt: ca. 10 €) vom Markt verschwunden. Dass für die Produktion der Smartphones „Metalle der Seltenen Erden“ nötig sind, weiß man kaum. Warum die wohl „Seltene Erden“ heißen? Die weltweitgrößten bekannten Vorräte dieser Metalle befinden sich übrigens in Russland und China.

Bevor der vorweihnachtliche Kaufrausch ausbricht, sollte man vielleicht einmal daran denken.



Kategorien:Politik, Umwelt, WAZ

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