Überlegungen zur Künstlichen Intelligenz

In der US-Präsidentschaftsdebatte am 10. September 2024 argumentierte US-Vizepräsidentin Kamala Harris, dass „wir das Rennen um KI“ gegen China gewinnen müssen. Diese Denkweise steht für einen breiteren Vorstoß auf KI und technologische Innovation um jeden Preis, der KI in den Mittelpunkt eines globalen Wettrüstens und wirtschaftlichen Wettbewerbs stellt. Dies geht nicht nur aber auch auf Kosten des Klimas.

Dieser KI-Ansatz ist für die Gesellschaft extrem gefährlich. Hier ist der Grund:

1. KI ist kein Rennen, das man gewinnen muss. Das ist seit Jahrzehnten der Ansatz der Technologiebranche und von Regierungen, mit verheerenden Auswirkungen auf unsere Gemeinden und den Planeten. Diese Auswirkungen gehen weit über Deepfakes und Desinformation bei Wahlen hinaus. KI wird zunehmend eingesetzt, um kritische Entscheidungen über unser Leben zu treffen, ohne dass wir zur Rechenschaft gezogen werden müssen. KI hat die Arbeitsplatzüberwachung in Unternehmen nicht nur in den USA erhöht und letztlich in mehreren Ländern mit schwachen Gewerkschaften auch Löhne gesenkt.

Trotz gegenteiliger Beteuerungen haben die US-Einwanderungsbehörden wiederholt KI eingesetzt, um zu entscheiden, wer Anspruch auf Asyl hat und wer inhaftiert und abgeschoben werden soll. Und in Europa gibt es ernsthafte Bestrebungen, auch auf diesem Gebiet nachzuziehen!

Technologieunternehmen verbrauchen unvertretbare Mengen an Energie, Wasser und Land für die Rechenzentren, die für den Betrieb von KI-Systemen benötigt werden. So ist beispielsweise der Energieverbrauch von Google in den letzten 5 Jahren um fast 50% gestiegen, weil das Unternehmen die globale KI-Dominanz anstrebt.

2. Wenn wir die gesamte KI-Entwicklung als Teil einer „nationalen Verteidigung“ betrachten, zahlen schwarze und braune Gemeinschaften auf der ganzen Welt den höchsten Preis. Weltweit haben wir gesehen, wie KI-gesteuerte Technologie Militär, Einwanderungsbehörden und der lokalen Polizei dabei hilft, jeden, den sie für eine Bedrohung halten, zu überwachen, ins Visier zu nehmen und zu töten und sich dann der Rechenschaftspflicht zu entziehen. In den USA bleiben bereits heute die Bemühungen zur Regulierung von KI weit hinter den Erwartungen zurück, da es weit verbreitete Ausnahmen für Polizei und Heimatschutzbehörden gibt. Und in Österreich haben die Überwachungsfetischisten gerade wieder zu einem Sturmlauf angesetzt.

Wir brauchen keine weiteren unkontrollierten Investitionen in KI. Im Westen werden bereits vierteljährlich über 50 Milliarden Euro für KI-Kosten ausgegeben. Wir brauchen keinen Militarismus. Wir brauchen keinen KI-gestützten Völkermord, wie wir ihn gerade in Gaza vorgeführt bekommen. Wir brauchen keine KI-gesteuerte Software, die Entscheidungen automatisiert, um Menschen Wohnraum zu verweigern und rassistische Profilerstellung durch die Polizei zu fördern.

Stattdessen brauchen wir eine Regierung, die Unternehmen und Behörden für den Einsatz von Technologie gegen unsere Gemeinschaften zur Rechenschaft zieht. Wir brauchen eine Politik, die in Technologie als öffentliches Gut investiert, um die materiellen Bedingungen der Menschen zu verbessern, ausgehend von den Problemen, mit denen wir jeden Tag konfrontiert sind, und nicht als Waffe in einem globalen Wettlauf.



Kategorien:Arbeitswelt, Politik, WAZ, Wirtschaft

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