Nicht nur, aber in Vorwahlzeiten in besonderem Ausmaße, wird in der Politik sehr oft mit halben Wahrheiten und ganzen Lügen Stimmung gemacht. Auch in unserem Bildungssystem wird dazu weitgehend der Boden aufbereitet: nicht wie zu denken, sondern was zu denken sei wird gelehrt und geübt. Margaret Mead, sie schloss ihr Ausbildung mit einem M.A. und Ph. D an der Columbia University ab, war amerikanische Kulturanthropologin, hat schon in den 1960er und 1970er Jahren auf dieses Problem hinwies. Und das trifft nicht nur auf die USA zu.
Sehen wir uns ein Beispiel aus der Arbeitswelt an. Immer wieder wird uns erzählt, dass Unternehmen den Menschen Arbeitsplätze „geben“. In Wirklichkeit geht die Schenkbeziehung in die entgegengesetzte Richtung. Die Arbeiter geben Blut, Schweiß und Tränen, manchmal ihr Leben, und im Gegenzug zahlen die Unternehmen ihnen das Minimum, mit dem sie durchkommen können. Dass in Österreich in Bereichen mit gewerkschaftlich hohem Organisationsgrad das in erträglicherem Ausmaß erfolgt, ändert nichts an dem grundsätzlichen Problem: Auslagerungen in „Billiglohnländer“ und Betriebsschließungen, in Aspern erleben wir es gerade wieder, sind beliebte Methoden.
In diesem Zusammenhang und gerade zu Zeiten weitverbreiteter kriegerischer Auseinandersetzungen muss unbedingt auch an Albert Einstein erinnert werden. Vor über 50 Jahren verfasste er seinen Aufruf für einen militanten Pazifismus:
„Es gäbe genug Geld, genug Arbeit, genug zu essen, wenn wir die Reichtümer der Welt richtig verteilen würden, statt uns zu Sklaven starrer Wirtschaftsdoktrinen oder -traditionen zu machen. Vor allem aber dürfen wir nicht zulassen, dass unsere Gedanken und Bemühungen von konstruktiver Arbeit abgehalten und für die Vorbereitung eines neuen Krieges missbraucht werden.“
Barbara Prammer, in diesem Monat erinnern wir uns schmerzlich daran, dass sie uns vor 10 Jahren viel zu früh verlassen hat, mahnte immer wieder,
“Es gehe nicht darum, jedem Trend der Zeit nachzulaufen, sondern vielmehr unsere Überzeugungen zum Trend der Zeit zu machen.“
Dieser Aufgabe sollten wir uns nicht nur in Vorwahlzeiten stellen.
Zum Schluss noch eine Literaturempfehlung: Albert Einstein / Sigmund Freud: Warum Krieg? Ein Briefwechsel, erschienen im Diogenes Verlag 1972, 63 Seiten, also auch Leseungeübten zumutbar.
[WAZ – Wohnpark Alterlaa Zeitung
Ausgabe August/September 2024]
Hinterlasse einen Kommentar