Totalversagen!

Die tägliche Berichterstattung sowohl in der überwiegenden Mehrheit unserer Printmedien als auch in Radio und Fernsehen über die verschiedenen derzeitigen kriegerischen Auseinandersetzungen ist auf einem erschreckenden Niveau. Abgesehen davon, dass permanent und manipulativ Nachrichten mit Kommentaren vermengt werden, fällt auch die vielfach einseitige Auswahl der Nachrichten auf. Auf der anderen Seite ist nicht zu übersehen, dass uns regelmäßig als Lösung der Probleme die Lieferung und der Einsatz von noch mehr Waffen, und Munition nicht zu vergessen, von den verschiedenen Kriegsminister:innen eingeredet wird – koste es was es wolle als Leitlinie. Nahezu alle agierenden Personen haben keine Ahnung, wie sich ein Krieg „von Innen“ anfühlt. Das ist ihnen nicht vorzuwerfen, das ist vielmehr eines der größten Versagen meiner Generation das nicht ordentlich vermittelt zu haben.

Als Kind habe ich in Wien in der Nähe eines Frachtenbahnhofes im 2. Bezirk wohnend 1944 mit großer Regelmäßigkeit Fliegerangriffe miterlebt und viele Stunden, in dem zu einem Luftschutzbunker umfunktionierten Keller, verbracht. Die Erinnerung an die Bombardierung des Nachbarhauses – die Bombe ging in dem dreistöckigen Haus bis in den Keller – verfolgte mich noch viele Jahre in meinen Träumen. Die kindliche Vorstellung, man könne sich im Bett so positionieren, dass man zwischen zwei anfliegenden Bombern einer Staffel zum Liegen kommt, und so überlebt verfolgte mich viele Nächte. Das letzte Mal, nach über 40 Jahren, wurde durch eine Schießerei im nächtlichen Gaza während der 1. Intifada im Jahr 1987 die unregelmäßig nächtlich aufkommende Erinnerung offensichtlich gelöscht. Ich bin kein Psychologe, und habe keine Ahnung, ob diese Erklärung stimmt, aber dennoch froh, dass dieser Albtraum vorbei ist. Bei der 1. Intifada, die hauptsächlich durch Steine gegen Panzer werfende Kinder in Erinnerung blieb, starben übrigens auch über 1100 Menschen aus Palästina.

Zurück zur Verantwortung: Ich denke, wir müssen alles unternehmen, um in einem wirklich neutralen Österreich vertrauenswürdig und vermittelnd Platz für Gespräche und Verhandlungen zu bieten. Das alttestamentarische „Auge für Auge, …“ [2. Buch Moses, 22-24], besonders in der blutigen römischen wortwörtlichen Auslegung, sollte doch heute nicht mehr als Handlungsanweisung verstanden werden.

In der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober schrieb mir ein inzwischen auch schon pensionierter ehemaliger Kollege: „Every Night is Worse than the Night Before“ – Ramadan al Omari – Gaza. Ich hoffe, dass nur der Mangel an Strom Grund für die Stille seither ist.



Kategorien:International, Persönlich, Politik, WAZ

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