Der Sommer 2023 ist geprägt von einer Diskussion über die Normalität und deren Vertreterinnen und Vertreter in den verschiedenen politischen Körperschaften. Bemerkenswerte Stellungnahmen, nicht selten von überzeugend kabarettistischem Niveau, werden uns von prominenten Regierungspolitikerinnen und Politikern in rascher Folge geliefert. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, es gäbe keine anderen Probleme in diesem Land, die es wert wären, dass frau/man sich damit befasst.
Bei uns im Wohnpark Alt-Erlaa sind wir da aus ganz anderem Holz geschnitzt. Hier steht die Vernunft im Mittelpunkt unserer Überlegungen und Handlungen. In der Sommerausgabe der WAZ konnte man, verborgen in einer Filmkritik, lesen: „Es haben sich aber die vernünftigen Kräfte im MBR (Mieterbeirat) einstimmig einigen können, in der Hausordnung, unter bestimmten Begleitmaßnahmen, Radfahren für die Bewohner zu gestatten.“ Nachdem es gelungen war, die offensichtlich „weniger vernünftigen“ Mitglieder des Mieterbeirates hinauszuekeln, das heißt zum Rücktritt zu bewegen, stand also einer einhelligen Beschlussfassung nichts mehr im Wege. 100% Zustimmung, wenn das nicht demokratisch ist.
Mein Pech, ich hatte gerade nicht nur aber auch diese Mieterbeiräte gewählt. Das ist natürlich ein Einzelschicksal.
In der Folge wurde weiter vorgeschlagen, in Zukunft den Statuten, also den Spielregeln des Mieterbeirates aber weniger Beachtung zu schenken. „Straffe Statutenbefolgung“ wird als Horrorszenarium diffamiert. Mitglieder des Mieterbeirats sollen ihre Anliegen allein oder in Arbeitsgruppen zur Durchführung bringen dürfen, auch ohne eine Mehrheit im Mieterbeirat zu finden. Zum Trost dafür erspart man den übrigen Mieterbeiräten „das Unbehagen für Entscheidungen verantwortlich zu sein, die sie nicht befürworten.“
Dass man im derzeitigen Mieterbeirat mit Umfragen unter den Bewohnerinnen und Bewohnern des Wohnparks wenig Freude hat, wird hier nochmals bestätigt. Das ist insofern bemerkenswert, als erst vor nicht all zu langer Zeit Umfragen ins Statut des Mieterbeirates aufgenommen wurden.
Wir haben im Mieterbeirat mehr als 40 Jahre im Wohnpark die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner nach festgelegten Spielregeln (i.e. Statuten) ziemlich erfolgreich vertreten. Selbst bei größeren Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Mieterbeirates stand nie zur Diskussion, die Regeln nicht mehr zu beachten. Auch wenn ich persönlich inzwischen die Mitte des 9. Lebensjahrzehnts erreicht habe, bin ich nach wie vor der Ansicht, dass das der richtige Weg, die richtige Herangehensweise war.
[Vorabdruck aus der
WAZ – Wohnpark Alterlaa Zeitung
Ausgabe August/September 2023]
Kategorien:WAZ, Wohnpark Alt-Erlaa
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