Im heurigen Frühjahr hatte ich mehrmals Gelegenheit in- und ausländische Besucher*innen durch die Eingangshallengalerie im A-Block des Wohnparks führen zu dürfen. Angeregt durch die großartige Ausstellung „Wirklichkeit als Haltung – Wiener Realismus nach 1950“ im Wien Museum meldeten Besucher*innen auch Interesse an unseren Meisterwerken im Wohnpark an. Ihre Erwartungen wurden erfüllt. Kunst am Bau hat, zumindest in Wien, Tradition seit über 100 Jahren mit Unterbrechungen, jedoch intensiv wieder nach dem 2. Weltkrieg. In einem Wohnblock vier der bedeutendsten Realisten Nachkriegsösterreichs versammelt anzutreffen, gibt es aber höchst wahrscheinlich kein zweites Mal.
Ohne es genauer untersucht zu haben hatte ich regelmäßig den Eindruck, dass die meisten Besucher*innen zumindest ebenso am Wohnpark Alt-Erlaa, seiner Infrastruktur, an seinem Innenleben sowie seinem Zustand bald 50 Jahre nach der Erstbesiedlung interessiert waren.
Bekannt sind die Ausstattung mit Dachbädern, einem der Kennzeichen der Harry-Glück-Bauten. Weniger bekannt ist der Zustand dieser Bäder und sonstiger Installationen. Zum Abschluss fuhren wir daher regelmäßig auf eines der Dächer – keine Angst, wir hatten keine Badehosen mit. Es ging nur zur Besichtigung und zum Ausblick auf Liesing und den Rest von Wien.
„Sieht aus wie neu“ ist sicher die zutreffende Beschreibung, die ich immer wieder hörte. Die Erklärung für diesen Zustand ist für Außenstehende überraschend: wir haben im Wohnpark keine Hausmeister, keine Blockwarte, sondern seit Anbeginn eine Hausbetreuung. Über 40 Techniker sind nicht nur bei Störfällen im Einsatz sondern führen auch regelmäßig die notwendigen Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten durch, 24 Stunden am Tag vom 1. Jänner bis Silvestermitternacht. Wir haben für die Bäder ausgebildete Techniker, die sich um die Hygiene und Chemie kümmern, mit dem Ergebnis, dass die regelmäßigen Kontrollen durch die zuständigen städtischen Aufsichtsorgane immer bestens bestanden werden. Die Reinigungsarbeiten werden alle fünf Jahre ausgeschrieben mit dem Ergebnis, dass wir seit vielen Jahren ein Unternehmen im Haus haben, dass sogar eine Schneeräumung durchführen kann, auch wenn das in den letzten Jahren nicht mehr sehr oft nötig war. Aber sie haben die nötigen Geräte sofort zur Verfügung.
Naheliegend daher die Fragen, was wir als Miete zu zahlen hätten, wenn das alles geleistet wird und mit der Miete abgedeckt werden muss. Auf meine Antwort kam mehrfach die Frage bzw. Vermutung, ob das doch eine „Altmiete“ sei und Neumieter sicher mehr zu zahlen hätten. Die Erklärung, dass wir im sozialen Wohnbau gesetzliche Regelungen haben und daher kein Unterschied bestehe, kommt, für mich unverständlich, für viele überraschend.
Da ist offensichtlich noch einiges an politischer Aufklärung im Lande nötig.
[WAZ – Wohnpark Alterlaa Zeitung
Ausgabe Juni/Juli 2025]
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